< PreviousBewegungsmedizin – Nr. 18 / September 2023 Drop-out-Quote senken Den Grund dafür kennen alle Trainer und Trainerinnen natürlich auch: Er ist zu faul, will sich nicht bewegen. Er versteht den Nutzen eines gesundheitlichen Trainings nicht. Der Chef sieht langsam rot, weil die Drop-out-Quote seines Centers viel zu hoch ist und er pro Monat mehr Kündigungen erhält, als er Neu- kunden gewinnt. Ganz ehrlich – ich glaube, wir sind hier seit vielen Jahren auf dem Holzweg und vernachlässigen die psychologische Kom- ponente dieses Verhaltens. Die Nutzenerklärung ist sicher richtig, aber Herr B. Quem weiss doch ganz genau, dass Bewegung für ihn gut wäre, dass seine Rückenschmerzen weniger wären, oder dass Prokrastination im Fitnesstraining Kennen Sie Herrn B. Quem? Bestimmt! Er hat sich bei Ihnen im Center begeistert und mit klarer Zielsetzung angemeldet, anschliessend 3–4 Mal trainiert und ward dann nie mehr gesehen. Trotz intensiver Bemühungen des Trainerteams, ihm durch Telefonanrufe, Mailings, Motivationsbriefe, Trainingsanpassungen usw. zu einem regelmässigen Training zu verhelfen, ist Herr B. Quem um keine Ausrede verlegen. Wenige Monate später kündigt er. Von André Tummer er ein paar Kilos abnehmen müsste. Vielleicht kennt er sich nicht in den Trainingsdetails aus, aber das muss er auch nicht. Kein Mensch wird heutzutage noch behaupten, dass Bewegungsman- gel und ungesunde Ernährung kein Gesundheitsrisiko darstellen. Wir können Herrn B. Quem also noch hundert Mal erklären, dass es besser für ihn wäre, wenn er regelmässig trainieren würde – der Grund seines Verhaltens liegt nicht an mangelndem Wissen. Das psychologische Phänomen hinter dem aufgezeigten Verhalten nennt sich Prokrastination . Schauen wir also, was ge- nau darunter zu verstehen ist, damit wir im Coaching bessere Unterstützung geben können. Was im Volksmund als «Aufschieberitis» verharmlost wird, kann dauerhaft zu ernsten Problemen führen.Bewegungsmedizin – Nr. 18 / September 2023 Ein gutes Zeitmanagement ist ein Werkzeug gegen Prokrastination. Defi nition von Prokrastination Prokrastination beschreibt das Aufschieben einer geplanten, aber als unangenehm empfundenen Handlung, die notwendig oder von persönlichem Interesse ist. Der Person ist sich bewusst, dass das Aufschieben negative Konsequenzen hat. Der Aufschub erfolgt nicht durch externe Zwänge, ist unnötig und nicht zielgerichtet. Das Aufschieben geht mit subjektiven Unbehagen oder anderen negativen Konsequenzen einher. (Klingsieck 2013). Diese Defi nition grenzt die Prokrastination von anderen geziel- ten Handlungsaufschüben ab, wie beispielsweise dem funktio- nalen Handlungsaufschub (Klingsieck 2013) oder dem Aufschie- ben aufgrund externer Zwänge wie Zeitmangel und Überlastung (Riediger 2016). Das Problem: Prokrastination enthält eine negative Verstär- kung . Das Aufschieben der unangenehmen Tätigkeit führt zunächst zu einem Gefühl der Erleichterung. Das Gehirn koppelt das Auf- schieben jedoch sehr schnell mit dem angenehmen Gefühl und die Tendenz des Aufschiebens verstärkt sich. Die kurzfristige Erleich- terung wird dann immer schneller und häufi ger angestrebt und dem langfristigen Nutzen der Aufgabenerledigung vorgezogen. In der oben genannten Defi nition fi nden wir doch schon recht viel Erklärung. Zunächst ist Herrn B. Quem also durchaus bewusst, dass er trainieren sollte, und er fasst auch den Ent- schluss dazu, jedoch verbindet er das Training nicht mit einem positiven Empfi nden. Es ist anstrengend, man kommt ins Schwit- zen, ist anschliessend erschöpft. Dazu der Aufwand, zum Center zu fahren, die anderen Kunden, die er nicht kennt … Die erste und wichtigste Hürde ist jedoch, dass der Ge- sundheitscoach es schafft, das Training in den ersten begleiteten Terminen zu einem positiven Erlebnis werden zu lassen. Sonst bleibt die geplante Trainingsaktion für Herrn B. Quem ein stets aufs Neue zu überwindendes Hindernis. Jeder von uns kennt dieses Aufschiebeverhalten, wenn nicht im Training, dann in anderen Bereichen der Arbeit oder des Privatlebens. Steel und König (2006) haben hier genauere Studien gemacht und die sogenannte Temporal Motivation Theory ent- wickelt. Dabei sind sie auf vier Einfl ussgrössen gestossen, welche die Prokrastinationstendenz verstärken bzw. vermindern: – Der subjektive Wert der erhofften Verhaltenskonsequenz (hohe Lebensqualität, keine Schmerzen im Alltag, keine NCD-Erkrankungen, andere Freizeit- und Sportaktivitäten geniessen können usw.). Wie hoch steht das Training auf der individuellen Prioritätenliste von Herrn B. Quem, im Vergleich zu anderen Dingen in seinem Leben? Je höher der Wert, desto geringer ist die Tendenz aufzuschieben. – Der Erwartung, diese Konsequenz aufgrund der eigenen Kompetenz auch erreichen zu können (Selbstwirksamkeits- erwartung). Ist Herr B. Quem davon überzeugt, dass er mit seinen Fähigkeiten sein Ziel erreichen kann, oder glaubt er insgeheim, zu wenig fi t, zu unsportlich oder zu wenig kon- sequent zu sein? Je mehr er davon überzeugt ist, sein Ziel bei entsprechendem Einsatz auch zu erreichen, desto gerin- ger ist die Wahrscheinlichkeit der Prokrastination. – Die Belohnungsfrist, d. h. der zeitliche Abstand zum Frist- ende oder zu gesetzten Zwischenzielen. Setzt Herr B. Quem mit Hilfe seines Coaches klar defi nierte, realistische und vor allen Dingen kurzfristige Ziele, an denen sich sein Trainings- verhalten positiv bestätigt, oder liegt das Ziel unklar defi - niert irgendwo in der Ferne? Je klarer und je kurzfristiger das jeweilige Ziel vor Augen liegt, desto geringer ist das Aufschiebeverhalten. – Die Firstsensitivität, also die Empfi ndlichkeit gegenüber Ablenkungen bzw. die Fähigkeit zur Selbstkontrolle, Ablenkun- gen zu widerstehen. Kommt Herr B. Quem auch ins Training, wenn im TV sein Lieblingsfussballverein spielt oder seine Kollegen in der Badi sind? Ablenkungen gibt es unzählige. Je geringer die Empfi ndlichkeit gegenüber solchen Ablen- kungen ist, desto geringer ist die Tendenz aufzuschieben. Bewegungsmedizin – Nr. 18 / September 2023 Drop-out-Quote senken Um im Coaching nun die richtigen Hebel ansetzen zu kön- nen, muss der Gesundheitsexperte also zunächst einmal he- rausfi nden, welche dieser vier Aspekte bei Herrn B. Quem sein Aufschiebeverhalten verursachen. Ist dies geschehen, können differenzierte Lösungen angestrebt werden. Der Wert des Trainings muss an Attraktivität gewinnen. Dies kann durch die Verbindung des Notwendigen mit dem Angeneh- men geschehen (beispielsweise angenehmes Trainingsklima, Ver- netzung mit Trainingskollegen, Training in kleineren Gruppen, häu- fi ge individuelle Betreuung usw.), durch das Sich-Selbst- Belohnen beim Erreichen eines Ziels oder Zwischenziels (beispielsweise durch eine beliebte Freizeitaktivität, eine Shoppingtour o. Ä.) und durch die Einbettung des Trainings in übergeordnete Wertesysteme (bei- spielsweise aktives Training als Lebensphilosophie). Es braucht eigene Kompetenzerfahrungen, um die Selbst- wirksamkeit zu erhöhen. Durch Modelllernen kann ein erster Schritt erfolgen, aber erst das Meistern von zunehmend schwieri- geren Herausforderungen mit entsprechendem Feedback und Er- folgserlebnissen steigert die Selbstwirksamkeit. Herr B. Quem möchte vielleicht zunächst genauso fi t sein wie sein Kollege, der trotz seines hohen Alters noch intensive Bergwanderungen macht. Das reine Wollen reicht hier aber nicht. Er muss Trainingsaufgaben erfolgreich umsetzen und das Bewältigen als positive Verstärkung erleben. Die Schlüsselrolle spielt hier der Coach: Sind die Trainings- übungen und die Trainingsprogramme stets so, dass sie eine moti- vierende, aber erreichbare Herausforderung darstellen, oder ist das Training unter- oder überfordernd? Unterforderung führt zur Lan- geweile, Überforderung zu Frustration. Beides ist schlecht, denn das unangenehme Trainingsgefühl wird dadurch verstärkt. Dem Aufschiebeverhalten aufgrund von langen Beloh- nungsfristen kann durch das Setzen von kurzfristigen Zwischen- zielen und durch Massnahmen bezüglich Zeitmanagement ent- gegengewirkt werden. Der Coach sollte hier mit Herrn B. Quem eine detaillierte Wochenplanung besprechen. Füllen Sie gemein- sam eine Agenda aus und fi xieren Sie gemeinsam feste Trainings- tage. Die allgemeine Frage «Wie oft möchten Sie pro Woche trai- nieren?» ist hier nicht genug und zu wenig konkret. Ist die mangelnde Selbstkontrolle die Hürde, sind sämtliche ablenkenden Faktoren zunächst zu benennen und gemeinsam mit dem Coach zu besprechen. Legen Sie mit Herrn B. Quem klare Abmachungen fest oder zeigen Sie ihm Möglichkeiten, die ab- lenkenden Faktoren zu reduzieren – das Fussballspiel beispiels- weise kann auch nach dem Training im Replay geschaut werden. Wie «gefährlich» ist Prokrastination? Prokrastination ist ein erlerntes Verhalten , das die Entstehung von psychischen wie auch physischen Erkrankungen beschleuni- gen kann. Deshalb sollte man sein eigenes Aufschiebeverhalten kritisch betrachten. Ein Prokrastinationstest, wie derjenige der Prokrastinantionsambulanz der Uni Münster kann hier Hinweise und Tipps geben: https://www.uni-muenster.de/Prokrastina- tionsambulanz/Angebote_Test.html Die wichtigsten Symptome der Prokrastination sind Selbst- zweifel, Unsicherheit und Unzufriedenheit mit der eigenen Leis- tung. Betroffene berichten über gedrückte Stimmung und über Selbstabwertung. Der durch das Aufschieben entstehende Zeit- druck führt zu innerer Unruhe und zu Schlafstörungen. Die da- durch verursachte unzureichende Erholung zieht Konzentrations- mangel und Leistungseinbussen mit sich. Die Unfähigkeit, ge- danklich nicht abschalten zu können, weil die zu erledigende Aufgabe ständig präsent ist, kann schliesslich zu chronischem Stressempfi nden führen. Dies erhöht wiederum die Tendenz zu einem gesundheitsrisikoreichen Verhalten (Rauchen, Alkoholkon- sum, Bewegungsmangel, schlechte Ernährung), was weitere kör- perliche und psychische Beschwerden nach sich ziehen kann. Sie sehen also, wir sind mit dem Thema «Aufschieben» mit- ten in der Lebensstilberatung und es wird hoffentlich deutlich, dass diese mehr verlangt als das blosse Instruieren in Bezug auf die Übungen. Literatur Klingsieck, K.B. (2013). Procrastination: when good things don’t come to those who wait . European Psychologist, 18, 24–34. Rhodewalt, F., & Vohs, K.D. (2005). Defensive strategies, motivation, and the self . In A. Elliot & C. Dweck (Hrsg.), Handbook of competence and motivation (S. 548–565). New York: Guilford Press. Riediger, M. (2016). Prokrastination als Coaching-Anliegen . Open Access: http:// creativcommons.org/licenses/by/4.0/deed.de. Published online 24.oct. 2016. Steel, P., & König, C. J. (2006). Integrating theories of motivation . Academy of Management Review, 31, 889–913. Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Prokrastinationsambulanz der Psychotherapie- Ambulanz . https://www.unimuenster.de/Prokrastinationsambulanz/Angebote_Test.htmlBewegungsmedizin – Nr. 18 / September 2023 Comic © Felmy, KaiSFGV – Aktuell Roland Steiner – 20 Jahre im Dienst des SFGV Max Barth / Claude Ammann / Roland Steiner / Ann-Catrin Scheibl Bewegungsmedizin – Nr. 18 / September 2023Bewegungsmedizin – Nr. 18 / September 2023 Würdigung von Roland Steiner anlässlich seiner 20-jährigen Verbandstätigkeit für den SFGV, aus Sicht des Präsidenten Von Claude Ammann Es wird immer wieder gesagt, niemand sei unersetzbar. Diese Äusserung scheint zwar zu stimmen, aber es gibt Menschen, die hinterlassen eine nicht auf gleiche Art zu füllende Lücke, wenn sie fehlen. Einer dieser Menschen ist unser Ehrenpräsident, Vize- präsident und Geschäfstsstellenleiter Roland Steiner. Roland übernahm vor 20 Jahren die Geschäftsstelle des SFGV und führte einen kleinen, rudimentären Verband mit nicht einmal hundert Mitgliedern zum grössten Branchenführer der Fit- ness-KMU der Schweiz. Aus einem Verbandsbudget von knapp 100 000 Franken wurde ein Volumen von gut 1,3 Millionen Franken, die es zu verwalten gilt. War der SFGV vor 20 Jahren den wenigsten staatlichen Institutionen oder gar auf politischer Ebene bekannt, sind wir heute zum seriösen Player an vielen wichtigen Stellen von Politik und Gewerbe geworden und werden zumindest auf Augen- höhe wahrgenommen. Gerne vergisst man die schwierigen Anfän- ge des SFGV, als das Fitnesstraining noch nicht als gesundheitsre- levantes Gut anerkannt war bei der breiten Bevölkerung und im Gesundheitswesen. Es galt in den Anfängen, viel Überzeugungs- und Auf klärungsarbeit zu leisten und in erste Linie neue Mitglieder von einem Verband und seinen Funktionen zu überzeugen. Roland Steiner war aber nicht einfach nur ein Vorstands - mitglied. Er darf ohne Übertreibung als einer der Väter der EFZ-Be- rufslehre angesehen werden. Roland war an vorderster Front, um gegen die zahlreichen Einwände und Einsprüche des Gesundheits- wesens und auch aus der eigenen Branche dem EFZ federführend zu seinem Erfolg zu verhelfen. Der Weg war extrem steinig und wie es bei Erfolgsgeschichten immer ist, haben nach dem Erfolg ja immer alle gewusst, dass es der richtige Weg war. Roland Steiner war von Anfang an vom Imagegewinn unserer Branche durch eine EFZ-Ausbildung überzeugt, und die Zeit gab ihm recht. Kein Pro- jekt hat dem SFGV mehr Glaubhaftigkeit in der Politik, im Staat und in der Bevölkerung gebracht als die EFZ-Berufslehre. Auch der Fitness-Guide wäre niemals ohne Roland Steiner durchgesetzt worden, und die KMU-Fitnesscenter wären heute noch den willkürlichen Bestimmungen der Kettenvereinigungen durch das Qualitop-Label ausgesetzt. Nur dank der harten Arbeit und dem Kampf von Roland Steiner ist der SFGV zu einem Ver- band geworden, der von den Krankenkassen auf Augenhöhe wahrgenommen wird. Als ich den Posten als Präsident des SFGV antreten durfte, wäre es eigentlich an Roland Steiner gewesen, dieses Amt zu übernehmen, weil er als Vorstandsdienstältester Anspruch auf diesen Sitz gehabt hätte. In der festen Überzeugung, dass ein Geschäfstsstellenleiter nicht das Präsidium übernehmen darf bzw. kann, blieb er, auch wenn es für ihn einen Nachteil bedeute- te, seinen Prinzipien treu. Ein absoluter Glücksfall für mich, da jeder Präsident von einer solchen Unterstützung nur träumen kann! Mit einer so top geführten Geschäftsstelle im Rücken kann man nur Erfolg haben. Zweifellos ist ein riesiger Teil des Erfolgs, den der SFGV in den letzten Jahren errungen hat, Roland Steiner zu verdanken. Der leidenschaftliche Bayern-München-Fussballfan agier- te die letzten 20 Jahre im Hintergrund, mit einer absoluten Präzi- sion und immer mit dem SFGV im Fokus. Bei jeder seiner Ent- scheidungen standen im Vordergrund der Verband und das Bestreben, seine Mitglieder weiterzubringen. Was für ein Glück, einen solchen Vize-Präsidenten in seinem Verband zu wissen! Für seinen ausserordentlichen Einsatz für unsere Branche wurde Ro- land Steiner als bisher einzige Person der Fitnessbranche zum Ehrenpräsidenten des SFGV auf Lebzeiten ausgezeichnet – eine Ehre, die mehr als gerechtfertigt ist. Natürlich ist uns allen klar, dass auch diese Amtszeit end- lich ist. Einzig die Gegenspieler des SFGV (und davon gibt es eini- ge) freuen sich auf den Tag, an dem Roland Steiner seinen Rück- tritt gibt. Wir hoffen aber, dass es noch eine ganze Weile dauert bis dahin. Roland, der gesamte Vorstand des SFGV bedankt sich bei dir für die Arbeit deiner letzten 20 Jahre für den SFGV! Dein Ein- satz hat sich bezahlt gemacht und unsere Branche stände nie- mals da, wo sie jetzt steht. Wir hoffen auf noch viele Jahre der Zusammenarbeit und das Erreichen der neu gesteckten Ziele. Dir gebührt der Dank der ganzen Branche! Bewegungsmedizin – Nr. 18 / September 2023 Zweiter üK-Referententreff 2023 der OdA BuG in Olten Wenn aus Fachmännern/-frauen Bewegung- und Gesundheitsförderung (EFZ) üK-Referenten werden Von Claude Ammann Am 14. Juni begrüsste der Chef-üK-Leiter Schweiz, Claude Ammann, seine üK-Referenten zu ihrer zweiten Weiterbildung in Olten. Nach den obligaten Vorstellungsrunden machte Claude Ammann einen kurzen Exkurs in die Bildungslandschaft mit den wichtigsten News der Fitness- und Gesundheitswelt. Im An- schluss referierte jeder üK-Leiter kurz über die Kursinhalte und Lernmethoden seiner üK-Tage, um seinen Kollegen einen Grob- überblick über sein Tun zu vermitteln und näherzubringen. Wert- volle Inputs von anwesenden Berufskollegen gaben den Referen- ten wichtige Tipps und zeigten die Ansichten professioneller Aussenstehender, damit die jeweiligen Kurse noch spezifi scher und berufspraktischer gestaltet werden können. In einem zweiten Schritt wurden in kollegialer Stimmung die neuen üK-Referenten, die sogenannten Rookies, ins Team ein- geführt und auf die verschiedenen üK-Tage verteilt. Unsere drei Rookies sind Vanessa Flies, Cindy Lerch und Kyrill Sprigaylov. Be- sonders zu erwähnen ist, dass alle drei neuen üK-Referenten selbst die Berufslehre EFZ Fachmann/frau Bewegung- und Ge- sundheitsförderung absolviert und sich anschliessend zum Spe- zialisten oder – wie Kirill Sprigaylov – zum Experten Bewegung- und Gesundheitsförderung weitergebildet haben. Es ist schön, dass die neue Generation der üK-Referenten nun bereit ist, ihr Wissen weiterzugeben und einen Teil der Verantwortung in der Ausbildung zu übernehmen. Die jungen Menschen sind fest in der Branche verwurzelt und verfügen durch das Absolvieren der eigenen Berufslehre über ein unbezahlbares Know-how – sie wissen, wovon sie sprechen. Im letzten Teil der Schulung wurden die einzelnen üK-Tage auf ihre Inhalte geprüft und noch näher an den Lehrplan angegli- chen, um eine top Vorbereitung für die Prüfungen der üK 4/5/6 zu bieten. So haben alle Lernenden eine solide Grundlage, egal in welchem Betrieb sie ausgebildet werden, in den üK eine gute Be- wertung zu erarbeiten. Fazit: Der spannende Weiterbildungstag der üK-Referenten hat aufgezeigt, dass unsere junge Generation bereit ist, auch in der Bildungspolitik Verantwortung zu übernehmen. Zudem konn- ten die einzelnen üK-Tage noch besser auf den Bildungsplan und die üK-Benotungen abgestimmt werden. Ein perfekter Tag! Für eine starke Fitness-KMU-Branche! Neu im üK-Referententeam: Kirill Sprigaylov, Cindy Lerch und Vanessa FriesANZEIGE Jetzt in Basel und Zürich! Mehr Infos auf hws.ch Qualifi ziere dich in deinem Berufsfeld › Dipl. Bewegungspädagogin / Bewegungspädagoge HF › Experte / Expertin Bewegungs- und Gesundheits förderung mit eidg. Diplom › Spezialist/-in Bewegungs- und Gesundheitsförderung mit eidg. FA › Trainer/-in Bewegungs- und Gesundheitsförderung mit Branchenzertifi kat › Fitness- und Bewegungs- trainer/-in Die überbetrieblichen Kurse (kurz üK) Die überbetrieblichen Kurse (kurz üK) ergänzen die be- triebliche Bildung von EFZ Fachmann/-frau Bewegungs- und Gesundheitsförderung und bereiten die Lernenden auf die weitere Ausbildung im Lehrbetrieb vor. Die Kurse sind für die Lernenden obligatorisch und werden von der Organisation der Arbeitswelt (OdA) durchgeführt. Durch die heterogenen Unternehmensstrukturen in der Fitness- und Gesundheitsbranche fällt den üK eine beson- ders wichtige Arbeit zu. Die üK sind sozusagen die USP (Unique Selling Points) der berufl ichen Grundausbildung. Weiterbildung und Austausch der üK-Referenten sind eine Notwendigkeit für die Leitung der Kurse.Bewegungsmedizin – Nr. 18 / September 2023 SFGV – Aktuell SFGV-Projekt bei der Allianz Bewegung, Sport und Gesundheit Am 30. Juni 2023 trafen sich Mitglieder des Vereins Allianz Bewegung, Sport und Gesundheit in der Arbeitsgruppe «Bewegungsfreundliches Umfeld», um neue Ideen und Projekte für die Verbesserung der gesamtschweizerischen Be- völkerung vorzustellen. Urs Rüegsegger als Projektverantwortlicher im Austausch mit der Arbeitsgruppe «Bewegungsfreundliches Umfeld»Bewegungsmedizin – Nr. 18 / September 2023 Der SFGV nahm diese Heraus- forderung an und präsentierte den «Bewegungs-/Lebensstil- pass» als Möglichkeit der Ak- tivierung gesundheitsgefähr - deter Personen durch zertifi - zierte Gesundheitsanbieter. Die momentane Ausgangslage Schweiz sieht so aus: Die Gesundheitskosten in der Schweiz steigen kontinuierlich. 2013 lagen sie bei rund 70 Mrd. Franken und bis 2017 steigerte sich das Budget auf 79 Mrd. Franken jährlich. 80 % werden von allen nicht übertragbaren Krankheiten zusammen verursacht, 40 % allein von den fünf häufi gsten: Herz-Kreislauf-Erkrankun- gen, Krebs, Diabetes, muskuloskelettale und Atemwegserkran- kungen. Gesundheitsförderung und Prävention können bei dieser Entwicklung Gegensteuer geben. Hier gibt es ungenutztes Spar- potenzial, denn Prävention ist wirksam und zahlt sich aus. Jeder investierte Franken bringt ein Vielfaches an Kostenersparnis. Fakt ist, dass 29 % der Schweizer Bevölkerung nie oder höchstens einmal pro Woche Sport treibt oder sich aktiv bewegt (Quelle: Schweizer Sportobservatorium, Indikatorensammlung, De- zember 2022). Bei einer Bevölkerungszahl von 8 773 000 Menschen per 31. 12. 2022 wären dies 2 544 000 Personen. Sollte es möglich sein, nur 1 % dieser Personen über den «Schweizer Fitness- und Gesundheitspass» zur Bewegung zu motivieren, wären dies rund 25 440 Personen. Ein Viertel der Schweizer Bevölkerung leidet heute an einer nicht übertragbaren Krankheit wie etwa Krebs oder Diabetes (eng- lisch: non-communicable diseases, kurz NCD). Diese Krankheiten verursachen viel persönliches Leid und sind für einen grossen Teil der Gesundheitskosten verantwortlich. Viele dieser Erkrankungen können mit einem gesunden Lebensstil und aktiver Bewegung ver- mieden oder deren Folgen vermindert werden. Verschiedene vulnerable Personengruppen nehmen nicht an einem präventiven Gesundheitsmarkt teil, sei es, weil sie es sich nicht leisten können oder weil sie sich aus Schamgefühl nicht einem Gruppen- bzw. Vereinsbewegungsangebot anschliessen möchten. Finanzschwachen Personen und/oder Menschen mit niedrigerem Bildungsstand sowie Personen über 65 Jahren, die kei- ner Gruppe bzw. keinem Verein beitreten möchten, ist somit der Zugang zum professionellen, präventiven Gesundheitsmarkt ver- wehrt oder wird nicht unterstützt. Der SFGV überlegt sich deshalb, wie er genau diese Ziel- gruppe zur gesundheitsfördernden Bewegung und zu einem gesunden Lebensstil animieren kann. Zielgruppe sind «gefährdete» Personen, die aufgrund ihres ge- sundheitsriskanten Lebensstils durch ein gesundheitspsychologi- sches Coaching, inklusive aktiver Bewegung, vor dem Erkranken an einer NCD bewahrt werden könnten. Projektidee Ermöglichen einer Lebensstilbetreuung mit den drei Kernaufga- ben des Coachings: Stressmanagement, Ernährungscoaching und Bewegungscoaching in zertifi zierten Kompetenzzentren mit qua- lifi ziertem Personal und einer fi nanziellen Grundunterstützung zur Verbesserung von Grundgesundheit und Lebensstil. Das Coaching eines gesunden Lebensstils wird immer mehr zur Kern- kompetenz unserer Mitarbeitenden werden. Urs RüegseggerNext >