< PreviousFachliche Informationen Bewegungs- und Gesundheitsförderung Verletzungen vorzubeugen oder die negativen Auswirkungen von Bewegungsmangel bzw. einseitigen Bewegungsmustern aus- zugleichen. Wenn wir älter werden, werden wir in der Regel stei- fer und unser gesamter Bewegungsspielraum nimmt ab. Ich sage immer, dass wir nicht nur um der Sache willen trainieren. Wir trainieren, um uns effizient und sicher zu bewegen und um die Freude an unseren täglichen Aktivitäten und ihren Ergebnissen zu maximieren. Jede Person und jedes Gelenk ist individuell. Deshalb ist bei einem Beweglichkeitstraining ein Coaching durch Bewegungsexperten zwingend. Bewegungsmedizin – Nr. 20 / März 2024 1011 Kann eine hohe Mobilität auch Nachteile haben? Zunächst einmal werden die Begriffe Mobilität und Flexibilität oft synonym verwendet, aber sie bedeuten nicht dasselbe. Kurz gesagt kann man Mobilität als Zugang zu dem Bewe- gungsbereich betrachten, in dem sich ein angemessenes Mass an Flexibilität mit einem angemessenen Mass an Kraft und Kontrolle vereint. Das bedeutet, dass die Flexibilität, die jemand in diesem Be- reich hat, aktiv ist . Die betreffende Person hat die Kontrolle über den gesamten Bewegungsbereich und die Gelenke sind stabilisiert. Ist hingegen ein hohes Mass an Flexibilität vorhanden, aber nicht die Fähigkeit, den Bewegungsumfang oder Teile davon aktiv zu kontrollieren, sprechen wir von passiver Flexibilität . Das Streben nach Flexibilität ohne Stärkung des neu er- worbenen Bewegungsbereichs ist nutzlos. Wer beispielsweise die unterste Position einer korrekten Kniebeuge erreichen kann, hat nicht automatisch auch die Fähigkeit, aus dieser Position auch Kraft zu erzeugen. Zuviel passive Flexibilität kann zu Gelenkpro- blemen und Verletzungen führen. Das zeigt einmal mehr, wie individuell diese Dinge sind, sie variieren von Mensch zu Mensch oder von Gelenk zu Gelenk. Man sollte sie nie für sich allein betrachten, sondern im Zusammen- hang und als Teil eines biomechanischen Gesamtsystems, das im Idealfall ausgewogen und den Bedürfnissen und Anforderungen des Einzelnen angemessen ist. Wir können das Bewegungs- und Mobilitätstraining in drei Schritte unterteilen. Der erste Schritt besteht darin, die Bewegung der Gelenke zu bewerten und den Raum zu untersuchen, den ein bestimmtes Gelenk mit all seinen Freiheitsgraden erreichen kann. Mit anderen Worten: Wir ermitteln den gesamten Bewegungsum- fang des Gelenks, um festzustellen, wo mehr Bewegungsmöglich- keiten geschaffen werden sollten. In einem zweiten Schritt betrachten wir die Passiv-Aktiv- Verteilung in diesem Bereich und beginnen mit isometrischen Be- lastungsstrategien, um das Gewebe einem Belastungskontinuum zu unterwerfen und dadurch die kontraktile Qualität und die neu- rologische Signalanpassung zu verbessern. Als dritten Schritt entwickeln wir Bewegungsoptionen und konzentrieren uns auf die Festigung der Bewegung. Dies ist eines der grundlegenden Konzepte, die in meinem Yoga-Unterricht zum Tragen kommen und die ich gerne an meine Schüler weitergebe. Wie in meiner Einleitung erwähnt, sind Faszien in letzter Zeit zu einem beliebten Thema geworden, wenn es um Mobilität geht. Aber sind Muskeln und Faszien wirklich die limitierenden Faktoren beim Beweglichkeitstraining? Das Thema Faszien hat in der Tat in letzter Zeit viel Aufmerksam- keit erregt, und wir können das Aufkommen und die zunehmende Beliebtheit dieser Thematik an einer Reihe von manuellen Weich- teiltechniken beobachten. Durch die Brille des Mobilitätstrainings betrachtet, sind die manuellen Weichteiltechniken, die auf die Faszien abzielen, zwar gut und sehr effektiv bei der Behandlung von Weichteilfibrose, aber sie können auch mit Einschränkungen verbunden sein. Ob- wohl sie das Gewebe verlängern können, führen sie nicht immer zu einem vollen Bewegungsumfang. Will man die Mobilität ver- bessern, ist ein systematischerer Ansatz erforderlich. Wir wissen, dass Faszien ein dichtes, unregelmässiges Bin- degewebe sind, das unseren Körper durchdringt. Faszien umge- ben und verbinden jeden Muskel, selbst die kleinste Myofibrille und jedes einzelne Organ im Körper, und bilden so eine Ganzkör- perkontinuität. Ein Muskel besteht, um es einfach auszudrücken, aus kon- traktilen Proteinen und dem zugehörigen Nervengewebe, das von Faszien und Bindegewebe umgeben und umhüllt ist. Es gibt jedoch noch eine weitere entscheidende Kompo- nente, die eine wichtige Rolle spielt und oft übersehen wird – das zentrale Nervensystem . Dies wird sehr deutlich, wenn man sich mit Verletzungen und der Rehabilitation von Verlet- zungen beschäftigt. Kannst du das genauer erklären? Was geschieht bei Gewe- beverletzungen? Gelten dann für das Mobilitätstraining besondere Einschränkungen? Nach einer Verletzung ist im zentralen Nervensystem eine Re- aktion programmiert, die dazu führt, dass sich die Muskeln in dem betroffenen Bereich zusammenziehen, um weitere Verlet- zungen zu verhindern. Mit dieser erhöhten Muskelspannung straffen sich auch das den Muskel umgebende Bindegewebe sowie die Faszien zwischen den Weichteilen in diesem Bereich, die sich bekanntermassen in sehr kurzen Zeiträumen zusam- menziehen können. Dies führt zur Entwicklung von restriktivem Narbengewebe bzw. Fibrosen. Bewegungsmedizin – Nr. 20 / März 2024Fachliche Informationen Bewegungs- und Gesundheitsförderung Die Fibrose, die übrigens einen hohen Reibungskoeffizien- ten aufweist, führt zu einer Reizung des umliegenden Gewebes und schliesslich zur Aktivierung von Schmerzfasern. Dieses Ge- webe hat auch die Fähigkeit, Gewebestrukturen miteinander zu verkleben und so unabhängige Bewegungen und Funktionen zu verhindern, was zu biomechanischen Kompensationsmustern, abweichenden Bewegungen und Funktionsstörungen führt. Ein erhöhter neuronaler Antrieb der Muskeln und eine Verringerung der Dehnungsreflexschwelle setzen dem Aus- mass der Dehnbarkeit des Muskels eine Grenze, und zwar wird die Dehnbarkeit geringer als vor der Verletzung . Aus diesem Grund erreichen die verschiedenen Techniken, die angeblich das Gewebe während ihrer Anwendung verlängern, allein nie wirklich einen vollständigen Bewegungsumfang. So wird das Verringern der Faszienspannung, die an der Dysfunktion beteiligt ist, das Be- wegungsproblem nicht vollständig lösen, weil die Muskeln nun die Bewegung in den Endbereich verhindern. Vereinfacht gesagt sind die Verbesserungen der Flexi- bilität das Ergebnis des Nervensystems, das dem Gewebe «er- laubt», sich mehr zu dehnen, und nicht das Ergebnis einer Veränderung der eigentlichen Gewebestruktur. Dehnen könn- te also als eine Methode zum Training des Nervensystems und nicht des Muskels oder der Faszien usw. betrachtet werden. Mit anderen Worten: Um den vollen Bewegungsumfang zu erreichen, müssen wir die Schwelle des Dehnungsrefle- xes betrachten und diese durch erneutes Training des Ner- vensystems verschieben, damit die Muskeln und Weichteile sich verlängern und den vollen Bewegungsumfang errei- chen können. Sobald wir den neuen Bereich erreicht haben, soll- te der Schwerpunkt auf der Gewebebelastung und -anpassung liegen. Hier bauen wir Kraft und Kontrolle über diese neuen Be- reiche auf, die wir gerade erworben haben. In meiner Arbeit mit Klienten verwende ich Yogastellungen, um das Dehnen zu erleichtern, und führe progressive isometri- sche Winkelbelastung (P.A.I.L.s) sowie regressive isometrische Winkelbelastung (R.A.I.L.s) ein, um schliesslich den Dehnungs- reflex zu umgehen , ein kortikales Mapping zu veranlassen, die Durchblutung und den neuralen Antrieb des Gewebes zu erhöhen und die zelluläre Anpassung zu fördern. Das klingt alles sehr spannend, aber auch viel komplexer als allgemein angenommen. Wie wichtig ist deshalb ein individuelles Coaching? Ich glaube, dass sowohl Gruppen- als auch Einzelcoaching seinen Platz und seine Zeit hat. Man kann aus beiden unterschiedliche Vorteile ziehen. In Anbetracht all dessen, worüber wir gesprochen haben, ist es offensichtlich, dass die individuellen Bedürfnisse, die Vorgeschichte, frühere Verletzungen, Veranlagungen und An- forderungen jedes Einzelnen sehr unterschiedlich sind. Wenn dem Training eine bestimmte Verletzung oder ein bestimmtes Ziel zu Grunde liegt, ist es immer gut, die Übungen im Eins-zu-eins-Coaching mit geschulten Fachleuten durchzu- führen, die ein gutes systematisches Gesamtverständnis von Anatomie, Biomechanik, Bewegung und Beweglichkeit haben. Das Gleiche gilt für diejenigen, die einfach ihre Beweglich- keit verbessern wollen. Selbst gelegentliche Einzelsitzungen kön- nen eine fantastische Investition sein, da sie eine Gelegenheit bieten, zu lernen und sich weiterzubilden, sodass man die Rat- schläge, die man erhält, in andere Trainingseinheiten mitnehmen kann, um sicherzustellen, dass man das Beste aus seiner Zeit und Anstrengung herausholt. Ich persönlich arbeite immer nur mit einer sehr begrenzten Anzahl von Privatkunden im Rahmen von Einzelsitzungen zu- sammen, da die Sitzungen sehr spezifisch auf den Einzelnen zu- geschnitten sind und darauf abzielen, die individuellen Bedürf- nisse und Ziele meiner Schülerinnen und Schüler angemessen zu erfüllen. Das kann Zeit und Mühe kosten, aber wir haben einige grossartige Ergebnisse gesehen – es zahlt sich also definitiv aus. Liebe Una, ich danke dir sehr für deine Zeit und für deine wertvollen Inputs! Bis bald! HOTHAUS Bern: Bubenbergplatz 8, 3011 Bern bern@hothausyoga.com Cham: Riedstrasse 5, 6330 Cham info@hothausyoga.com Bewegungsmedizin – Nr. 20 / März 2024 12ANZEIGE 7 Take-Away-Messages 1 Dem Beweglichkeitstraining sollte im Fitnesstraining generell die gleiche Bedeutung zugemessen werden wie dem Kraft- und Ausdauertraining! 2 Es ist unser zentrales Nervensystem, das den Bewe- gungsumfang eines Gelenks steuert. Muskeln und Faszien sind «nur» Werkzeuge des Nervensystems. 3 Um NACHHALTIG beweglicher zu werden, muss die Dehntoleranz bzw. die Dehnschwelle verschoben werden: Dehnen als Training des Nervensystems. 4 Eine verbesserte Beweglichkeit ist nutzlos, wenn das Gelenk in den «neuen» Bewegungsgraden nicht auch stabilisiert und kontrolliert werden kann. 5 Wer nur in der mittleren «Range» der Gelenkamplitude Kraft entwickeln kann, nicht aber in den endgradigen Positionen, ist verletzungsanfälliger. 6 Alle Strukturen des Bewegungsapparates sind ein Gesamtkontinuum. Einschränkungen in einem Gelenk führen zu Kompensationsbewegungen in anderen Gelenken. 7 Beweglichkeitstraining braucht ein individuelles Coa- ching! Nur so können Einschränkungen erkannt und Bewegungsanpassungen kontrolliert vollzogen werden. Erlebe die medizinisch validierte seca TRU. secaTRU.com Jetzt Termin vereinbaren DIE BIA FÜR MEDICAL FITNESS. Die Körperanalyse aus der Welt der Medizin jetzt in Deinem Studio. Bestimme die Muskelmasse, Fett- masse und viele weitere Parameter und hilf Deinen Mitgliedern ihr gesünderes Selbst zu entdecken. Literatur Dennmoser, S.: Faszientraining . Zeitschrift Physiotherapie 05/2014. Halbertsma, JPK; Goeken, LNH: Stretching exercises: effect on passive extensibility and stiffness in short hamstrings of healthy subjects . Arch Phys Med Rehabil 1994; 75:976-981. Magnusson, SP; Simonsen, EB; Aagaard, P.; Kjaer, M.: Biomechanical responses to repeated stretches in human hamstring muscle in vivo. Am J Sports Med 1996; 24:622-628. Malliaropoulos, N.; Papalexandris, S.; Papalada, A.; Papacostas, E.: The role of stretching in reha- bilitation of hamstring injuries: 80 athletes follow-up . Med Sci Sports Exerc 2004; 36:756-759. Schleip, R. (2003): Faszien und Nervensystem . Osteopathische Medizin. 4. Jahrg. Heft 1/2003 Spina, A. (2013) : Where Stretching Comes Up Short . Online Article www.fitnesstogether.com (2013) Stecco, C.(2022): Atlas des menschlichen Fasziensystems . Urban & Fischer in ElsevierFachliche Informationen Bewegungs- und Gesundheitsförderung FrOST-Studie Einleitung Osteosarkopenie ist die Koinzidenz von niedriger Knochendichte und geringer Muskelmasse und -funk- tion. Ein überschwelliges Kraft- training zeigt grundsätzlich posi- tive Effekte auf funktionale und morphometrische Muskelgrössen [1], während seine Evidenz für posi- tive Effekte auf die Knochendichte in Männerkollektiven – im Gegensatz zu Frauenkollektiven – sehr limitiert ist [2]. Ziel des Fr anconian O steopenia and S arcopenia T rials (FrOST) war es, die Effekte eines isolierten intensiven Krafttrai- nings auf Osteoporose- und Sarkopeniegrössen sowie uner- wünschte Nebenwirkungen bei älteren Männern mit einer Osteo- sarkopenie zu evaluieren. Material und Methoden Verkürzt [3] wurden (a) selbstständig lebende Männer über 72 Jahre mit einem (b) skeletalen Muskelmassenindex 1 von ≤7,26 kg/m 2 , [4] und (c) einer Osteopenie/Osteoporose an Len- denwirbelsäule (LWS) oder proximalem Femur eingeschlossen. Ausgeschlossen wurden Männer mit (a) sekundärer Osteoporose, (b) Hüftfraktur, (c) einschlägiger pharmakologischer Therapie und (e) Kontraindikationen für ein intensives Krafttraining. Per Losverfahren wurden 21 Personen der Krafttrainings- (HIT-RT) und 22 Teilnehmer der nicht-trainierenden Kontrollgruppe (KG) zugewiesen (Abb. 1). Intervention Neben der Trainingsintervention wurden alle Teilnehmer bedarfs- gerecht mit Protein, Cholecalciferol und Kalzium versorgt. Via Molke-Proteingabe wurde eine (Gesamt-)Zufuhr von 1,2 g/d/kg in der KG und 1,5 g/d/kg [5] in der HIT-RT realisiert. Hochintensives Krafttraining und Osteosarkopenie bei Männern in höherem Lebensalter. Die 18monatige randomisierte, kontrollierte FrOSTStudie. Von Wolfgang Kemmler, Institut für Medizinische Physik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Institut für Radiologie, Universitätsklinikum Erlangen, Deutschland Wolfgang Kemmler Abb. 1: Flussdiagramm der FrOST-Studie 1 Appendikuläre Magermasse/Körpergrösse (kg/m 2 ). Funktionale Aspekte wurden nicht berücksichtigt. Bewegungsmedizin – Nr. 20 / März 2024 14ANZEIGE Flexibel zum Traumberuf Fitnesstrainer:in •Starte WANN du willst •Lerne WO du willst •100 % FLEXIBEL •In deinem TEMPO Fitness- und Bewegungstrainer:in Basic Fitness- und Bewegungstrainer:in Advanced Trainer:in mit SVBO--Branchenzertifikat Gesundheitstrainer:in mit SVBO--Branchenzertifikat Spezialist:in Bewegungs- und Gesundheitsförderung mit eidg. FA Weitere Infos: Krafttraining Details zum HIT-RT sind ausführlicheren Publikationen zu ent- nehmen [3]. Es erfolgte ein isoliertes hochintensives dynamisches Krafttraining (HIT) an Geräten. HIT wurde dabei als Einsatztrai- ning mit (phasenweiser) muskulärer Ausbelastung und Einsatz von Intensivierungskonzepten interpretiert. Alle grossen Muskel- gruppen (12–14 Übungen/Trainingseinheiten, TE) wurde konsis- tent zweimal pro Woche über 18 Monate trainiert. Nach 3-mona- tiger Konditionierungsphase wurde die Trainingsintervention in Abschnitte gegliedert, die jeweils aus 2 bzw. 3 linear periodisier- ten 4-Wochen-Phasen 2 bestanden. Die relative Trainingsintensi- tät betrug dabei 60–85 % des Einwiederholungs-Maximums (1RM), die Bewegungsgeschwindigkeit variierte zwischen den TE von langsam (4 s (konzentrisch) – 2 s (isometrisch) – 4 s (exzent- risch)) bis «explosiv» (– 1 s – 2 s). Der Ausbelastungsgrad der Trainingssätze [6] wurde progressiv gesteigert, ebenfalls manipu- liert und nach der Methode von Zourdos et al [7] vorgegeben. Ab dem 6. Monat wurden bis zu 50 % aller Trainingssätze unter RM 3 durchgeführt, ab dem 8. Monat wurden Supersätze, ab der 5. Trainingsphase Reduktionssätze eingeführt. Studienendpunkte – Volumetrische Knochendichte (BMD) an der LWS – Areale BMD an LWS- und «total Hip» (TH)-Region of In- terest (ROI) – Fettfreie Körpermasse (LBM) – Muskuläre Fettinfiltration am medialen Oberschenkel. Unerwünschte Nebenwirkungen wurden in der KG in 4-wöchent- lichem Abstand und in der HIT-RT wöchentlich erfragt. Messungen Körperzusammensetzung und Knochendichte an LWK 1–4 und proximalen Femur wurde via Dual Energy x-Ray Absorptiometrie (DXA) erfasst. Quantitative Computertomographie (QCT) evalu- ierte die integrale BMD (d. h. trabekuläre und kortikale Fraktion) über die LWK 1–2. Die muskuläre Fettinfiltration definiert als 2 Jede 4. Woche als «regenerative Woche» mit geringem Ausbelastungsgrad 3 D. h. bis zur letztmöglichen technisch korrekten Wiederholung [6]«intramuscular adipose tissue» (IMAT) bezogen auf das Faszien- volumen wurden in der Mitte des Oberschenkels mittels Magnet- resonanztomographie (MRT) gemessen. Standardisierte Eingangs- und Kontrollfragebögen fragten u. a. demographische und gesundheitsbezogene Grössen, körper- licher Aktivität, Sport sowie deren Veränderung ab. Mittels Frei- burger Ernährungsprotokoll wurden regelmässig Ernährungs- grössen erhoben. Statistische Analyse Wir führten eine Intention-to-treat-Analyse mit multipler Impu- tation durch. Gruppeninterne Veränderungen wurden mittels geeigneter Tests analysiert. Zwischengruppen-Unterschiede der Veränderung («Effekte») von HIT-RT vs. KG wurden mittels AN COVA berechnet. Die Tests wurden zweiseitig durchgeführt; Signifikanz bei p<0.05. Ergebnisse Abgesehen von der (insg. hohen) Proteinzufuhr (p=.043) zeigten sich vor der Intervention keine auffälligen Unterschiede zwischen den Gruppen. Tab. 1: Ausgewählte basale Teilnehmercharakteristika der HIT-RT und KG. MV: Mittelwert, SD: Standardabweichung Drei Teilnehmer quittierten die Untersuchung (Abb. 1). Die Teil- nahmerate (HIT-RT) lag bei 95 ± 5 % der möglichen TE. Die Com- pliance mit der Protein-/Kalzium-/Vit-D Substitution wird als hoch, die Compliance mit der Trainingsintensität als zufrieden- stellend eingeschätzt. Verletzungen oder unerwünschte Nebenwirkungen während der TE wurden nicht beobachtet. Neben regelmässigem «Muskelkater» wurden auch ausserhalb der TE keine muskuloske- letalen oder kardiometabolischen Beschwerden berichtet. Aller- dings nannte ein Teilnehmer der HIT-RT vorübergehenden Ver- schlimmerung bestehender Knie- und Schulterschmerzen. Für die Knochendichte der integralen BMD-LWS (QCT) zeigten sich signifikante Trainingseffekte (p=.007). Im Detail zeig- ten sich signifikante Effekte sowohl für die trabekuläre (p=.028) wie auch die kortikale BMD (p=.008). Die areale BMD (DXA) wies signifikant positive Interven- tionseffekte an LWS (p=.022) und total Hip-ROI (p=.024) (Abb. 2 und 3) auf. Abb. 2 und 3: Veränderungen der arealen BMD an LWS (oben) und total hip-ROI (unten) Bewegungsmedizin – Nr. 20 / März 2024 16DAVID HEALTH Re-Defining Physiotherapy Revolutionieren Sie die Behandlung von Rücken-, Schulter-, Hüft- und Knieschmerzen durch biomechanisch optimierte Trainings- geräte. DAVID hat spezielle gelenkschonende Therapie- und Trainingsgeräte mit optimaler Muskelermüdung entwickelt. Das Besondere ist eine variable Widerstandskurve und die Software. Durch Analyse von Trainingsdaten nutzt DAVID künstliche Intelli- genz zur Trainingsoptimierung und setzt damit neue Massstäbe. MEHR INFOS ZU DAVID HEALTH BOOTCAMP Ein weltweit erfolgreiches Konzept Das Bootcamp-Konzept steht für maximalen Kalorienverbrauch bei vollem Entertainment. WOODWAY Laufbänder mit dem speziell für Bootcamps entwickeltem Quickset-Display und Freilauffunk- tion halten extreme Belastungen aus, sind sehr langlebig und wartungsarm. Die FitBench als multifunktionale Trainingsbank, beinhaltet zudem alles, was man für ein effektives Bootcamp- Workout benötigt. MEHR INFOS ZU BOOTCAMPS WATTBIKE Das ultimative Raderlebnis Diverse Features wie die Visualisierung der Trettechnik, der Zugriff auf ein breites Spektrum an Trainingsplänen über die Hub-App und verschiedenste Leistungstests für den Freizeit- bis hin zum Spitzen- sportler, machen das Wattbike zum unerlässlichen Trainingsgerät für all jene, die auf der Suche nach einem äusserst effektivem und abwechslungsreichem Training sind! MEHR INFOS ZU WATTBIKES Your Parnter for Health & Prevention Weitere Informationen zu unseren Produkten und Dienstleistungen finden Sie unter www.domitner.com Wir sind Ihr Partner im Bereich der medizinischen Trainingstherapie und des Sports – von der Konzeptentwicklung, über die Geräteausstattung bis hin zur fortlaufenden Begleitung bei der Umsetzung. ANZEIGE18 Fachliche Informationen Bewegungs- und Gesundheitsförderung Die fettfreie Masse (LBM) zeigte ebenfalls einen signifi- kanten Trainingseffekt (p<.001; Tab.2). Im Detail stieg die LBM in der HIT-RT signifikant an (p<.001) und sank in der KG grenzwertig nicht signifikant (p=.050) ab. Das intramuskuläre Fettvolumen / Faszienvolumen re- duzierte sich in der HIT-RT (p=.258) und erhöhte sich in der KG signifikant (p<.001). Der daraus resultierende Effekt war signifi- kant (Tab. 2). Beeinflussende Grössen: Im Studienverlauf konnten zu keinem Erfassungszeitpunkt signifikante Veränderungen von Er- nährungsgrössen, Kalziumaufnahme, der Proteinzufuhr der habi- tuellen körperlichen Aktivität oder eines körperlichen Trainings erfasst werden. Diskussion Der FROST-RCT bestätigt den positiven Effekt eines 18-monatigen hochintensiven Krafttrainings auf Sarkopeniegrössen und belegt darüber hinaus erstmals die Effektivität isolierten HIT-RT auf die Knochendichte bei älteren Männern. Das australische LIFTMOR-M Projekt [8] mit HIT-RT 4 und «High Impact» Komponente zeigt bei ähnlichen Rahmenbedingungen allerdings höhere Effekten auf die BMD (ebenfalls ohne unerwünschte Nebeneffekte) und weist so- mit auf die Überlegenheit kombinierter Trainingsprotokolle vs. iso- liertem HIT-RT zur Osteoporose-Therapie oder -prävention hin. Kein neues Ergebnis ist der signifikant positive Effekt eines HIT-RT auf die LBM, allerdings lag die Höhe des Nettoeffektes mit 1,7 kg deutlich günstiger als bei vergleichbaren Bewegungsstu- dien mit oder ohne (Protein-)Supplementierung [1]. Die Rate aus intramuskulärem Fettgewebs-Volumen (IMAT) zu Faszien-Volu- men zeigte für die KG eine relativ hohe Zunahme der intramusku- lären Verfettung, die durch die Trainingsmassnahme zumindest aufgehalten werden konnte. Neben der hohen Effektivität weist die niedrige Zahl an Aussteigern in Verbindung mit hohen Teil- nahmeraten auf eine hohe Attraktivität des Trainingsprotokolls hin, das zudem, belegt durch das weitestgehende Ausbleiben von Verletzungen, Beschwerden und unerwünschten Effekten, als si- cher angesehen werden kann. Fazit HIT-RT kann nach ausreichender Konditionierung, Trainingsperio- disierung, konsequenter Supervision und maschinengestützter Durchführung als attraktive, sichere und (zeit-)effektive Trai- ningsmethode zur Verbesserung von Osteoporose- und Sarkope- niegrössen bei älteren Männern mit niedriger Knochen- und Muskelmasse angesehen werden. Professor Dr. Wolfgang Kemmler ist Leiter des Osteoporose-Forschungs- zentrums am Institut für Radiologie der Universitätsklinikum Erlangen. Schwerpunkt seiner Forschungstätigkeit sind klinische Studien im Bereich «Sport, körperliches Training, alternative Trainingstechnologien und gesund- heitliche Risikofaktoren». Daneben beforscht seine Forschungsgruppe sehr intensiv den Bereich «Sport und älterer Mensch» sowie die Optimierung von Trainingsprotokollen im Breiten- und gesundheitssportlichen Segment. Tab. 2: Basale Werte und Veränderungen von fettfreier Masse und muskulärer Fettinfiltration. 95 %-CI: 95 %-Konfidenzintervall. 4 Im Detail, 5x5 «jumping chin ups», d. h. «angesprungene» Klimmzüge und dynamisches Krafttraining (Kreuzheben, Kniebeuge, Schulterdrücken) mit 5 Sätzen x 5 Wiederholungen unter muskulärer Ausbelastung (≈85% 1RM). Literatur 1. Beckwee D., Delaere A., Aelbrecht S., et al. J Nutr Health Aging . 2019; 23: 494-502. 2. Kemmler W., Shojaa M., Kohl M., et al. Osteoporos Int . 2018; 29: 1493-504. 3. Kemmler W., Kohl M., Fröhlich M., et al. J Bone Miner Res . 2020; 35: 1634-44. 4. Kemmler W., Jakob F., Sieber C. Osteologie . 2017; 26 7-12. 5. Bauer J., Biolo G., Cederholm T., et al. J Am Med Dir Assoc . 2013; 14: 542-59. 6. Steele J., Fisher J., Giessing J., et al. Muscle Nerve . 2017; 10: 368-74. 7. Zourdos M. C., Klemp A., Dolan C., et al. J Strength Cond Res . 2016; 30: 267-75. 8. Harding A. T., Weeks B. K., Lambert C., et al. J Bone Miner Res . 2020; 35: 1404-14. Bewegungsmedizin – Nr. 20 / März 2024 18ANZEIGENext >