< PreviousBewegungsmedizin – Nr. 14 / September 2022 Zu gu ter Letzt Quo vadis, Bachelor of …? Dieser Trend gilt auch für unsere Branche. Es werden falsche An- reize gesetzt, die suggerieren, dass immer mehr Bachelor- und Masterabschlüsse nötig seien. Das funktioniere aber nur, indem das Niveau an den Hochschulen gesenkt und akademisches Mittelmass produziert werde, so Binswanger. Universitäten und Fachhochschulen werden immer mehr zu überfüllten Masseneinrichtungen. Während es früher von grosser Bedeutung war, an welcher Universität beziehungsweise bei welchem Professor man studierte, scheint dies heute bedeu- tungslos zu sein. Es sieht so aus, als ob die eigentliche Forschung und Lehre verdrängt würde durch möglichst gute digitale Studi- enangebote und softwaregestützte Lernprogramme, um mög- lichst viele Studierende – unabhängig von Präsenzzeiten an der Fakultät – bedienen zu können. Dies führt dazu, dass ein Studium an einer Durchschnittsuniversität nicht mehr viel gilt. Die Höhe der fi nanziellen Unterstützung staatlich geförder- ter Universitäten und Fachhochschulen ist abhängig von der An- zahl der Studierenden und der Anzahl der Abschlüsse. Private Bil- dungseinrichtungen fi nanzieren sich durch die Studiengebühren. Es liegt auf der Hand, dass ein grosses fi nanzielles Interesse darin besteht, möglichst viele Abschlüsse zu produzieren. Die steigende Nachfrage nach Akademikern wird ausserdem zu einem grossen Teil durch die Akademisierung vieler Bildungsgänge geschaffen, für die es vor wenigen Jahren noch gar keine Studiengänge gab. Studienfächer diversifi zieren sich von Jahr zu Jahr. Während die Studentenschaft früher einfach nur «BWL» studierte, werben heu- te einige Hochschulen damit, «mehr als 13 Spezialisierungen der BWL» anzubieten. Dabei ist der Titel anscheinend wichtiger als die tatsächlichen Kompetenzen, die erworben werden. Um den Handwerkern eine gleiche Bezeichnung einzuräu- men, wurde 2020 in einigen Ländern der Titel «Bachelor of Pro- fessional» eingeführt, was gleichbedeutend ist mit dem Meister- titel. Ein weiterer Schritt, der glauben lässt, dass in der heutigen Berufswelt der Bachelortitel das Mass aller Dinge sei und die Be- zeichnung B. A. oder B. Sc. vor der eigentlichen Berufsbezeich- nung zur Statusfrage wird. Aber auch Betriebe und Organisationen setzen falsche An- reize und denken, ihr Unternehmenserfolg und ihr Image seien abhängig von möglichst vielen akademischen Titeln. Weil die Anforderungen in vielen Berufen ansteigen, glaubt man, höhere Qualifi kationen für ausgeschriebene Stellen verlan- gen zu müssen und setzt diese Qualifi kation mit akademischen Titeln gleich. «Heute muss eine angehende Kindergärtnerin einen ‹Bachelor of Arts in Preprimary und Primary Educa- tion› machen, und ein künftiger Hauswart studiert ‹Facility Management›» , sagt Prof. Binswanger. «Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass akademische Bildung allein für gute Leistungen im späteren Beruf ausreicht. Es braucht auch Talent und Fähigkeiten, die nicht alle haben. Erst wenn Bildung auf Fähigkeit und Motiva- tion trifft, kann daraus auch Exzellenz werden.» Besonders in unseren Berufen braucht es Praktiker mit ganz speziellen Coaching-Fähigkeiten. Und die eignet man sich am besten in der betrieblichen Praxis über eine Berufslehre an. Eine universitäre Ausbildung hatte nie den Auftrag, die Studie- renden auf die Berufswelt vorzubereiten. Wissenschaftliches Ar- beiten ist in erster Linie Forschungsarbeit, die nicht zwingend praxisnah sein muss. Aus den genannten Gründen fördert der SFGV seine drei eidg. Berufsabschlüsse so stark. Dieser praxisorientierte Bildungs- weg formt aus den Talenten unserer Branche die zukünftige Elite. Mathias Binswanger, Professor für Volkswirtschaftslehre, hat es bereits in mehreren Interviews auf den Punkt gebracht. «Wir machen aus potenziell guten Handwerkern mittelmässige Akademiker», meinte er kürzlich in der Zeitschrift «20 minuten». Die seit Jahren zunehmende Bachelorisierung aller Berufe entwertet die Lehre. Von André TummerANZEIGEBewegungsmedizin – Nr. 14 / September 2022 Qualität – transparent wie nie zuvor! Von allen Krankenversicherungen anerkannt Helfen Sie Ihrer Kundschaft, die Qualität Ihres Centers zu erkennen Helfen Sie Ihrer Kundschaft die Qualität Ihres Kursangebotes zu erkennen Der Schweizerische Fitness- und Gesundheitscenter Verband hat ein Rating für Fitness- und Gesundheitscenter erarbeitet. Das Sterne-Rating, wie wir alle es schon von der Hotellerie her kennen, gibt der Kundschaft die grösstmögliche Transparenz darüber, was sie in Ihrem Wunsch-Center erwartet. Der Berufsverband für Gesundheit und Bewegung BGB Schweiz hat ein Qualitätslabel geschaffen, das Bewegungscenter und Kursanbieter von gesundheitsfördernden Bewegungs- und Ent- spannungsangeboten auszeichnet. Sechs Kursbereiche mit 32 Bewegungsangeboten machen die Qualität transparent wie nie zuvor. Lassen auch Sie sich als Anbieter zertifizieren. Zeichnen auch Sie Ihr Center oder Ihr Kursangebot aus und helfen Sie Ihrer Kundschaft, Sie zu finden. Gemäss Branchen- report 2018 sind von den KMU ohne die Kettenstandorte bereits 57 % beim Fitness-Guide zertifiziert. Infos und Anmel- demöglichkeiten finden Sie auf: www.fitness-guide.ch ANZEIGENext >