< PreviousBewegungsmedizin – Nr. 9 / Juni 2021 Fitness-Guide Erfolgreiche Umsetzung der SFGV-Tools Die Anzahl der SFGV-Mitglieder, die sich dem Fitness-Guide anschliessen, steigt von Monat zu Monat. An dieser Stelle kommentieren einige unserer Mitglieder ihre Entscheidung. Das Seuzifit hat sich auf Gesundheitstraining spezialisiert. In unserem familiären, aber hochmodernen Studio mit viel Herz- lichkeit steht der Mensch im Mittelpunkt. Prävention, Reha, Gesundheit und das personalisierte, individuelle Training sowie eine hohe Betreuungsqualität sind unsere Ansprüche. Darum legen wir grossen Wert auf fachlich sehr gut ausgebildete Mit- arbeitende, ständige Kontrollen der Kundinnen und Kunden an den Trainingsgeräten sowie regelmässige Erneuerung der Trai- ningspläne. Nicht nur mein Team mit 5 Trainerinnen und Trainern kümmert sich um unsere Mitglieder, sondern auch der Chef ist tagtäglich an der Front anzutreffen. 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Wir freuen uns auf eine Zusammenarbeit mit dem Fitness-Guide. « » Kevin Ziswiler, Matrix Gym Reiden Bahnhofstrasse 7, 6260 Reiden Telefon: 076 765 77 77, info@matrixgym.ch, www.matrixgym.ch a Standortbestimmung fürs Training a Gesundheitsberatung a neue Ziele definieren a Neukundengewinnung Exklusiver Vertriebspartner für die ganze Schweiz: best4health gmbh Grindelstrasse 12 | 8303 Bassersdorf Tel. +41 44 500 31 80 mail@best4health.ch www.best4health.ch Jetzt anrufen: 044 500 31 80 und InBody testen! JETZT ... Umfassende Körperanalyse in weniger als 1 Minute Check-Up bei Ihren KundenBewegungsmedizin – Nr. 9 / Juni 2021 Berufsbild: Aus- und Weiterbildung / Bewegungs- und Gesundheitsförderung Korrelationen zwischen Intensitätsbereichen und Wiederholungszahlen In dieser trainingsmethodischen Auseinandersetzung soll die Beziehung zwischen den Intensitätsbereichen und den Wiederholungszahlen im Krafttraining unter besonderer Berücksichtigung der Muskelfasertypen genauer beleuchtet werden. Die Frage nach dem «richtigen» Trainingsgewicht ist schwer zu beantworten – egal ob im Leistungs- oder gesundheitsorientierten Krafttraining. 22Bewegungsmedizin – Nr. 9 / Juni 2021 Urs Geiger, PTScFH, CAS CADM, CAS Sportphysio therapie, Berufsschullehrer HWS Huber Widemann Schule, Basel, langjäh- riger Berufsbildner, Praktikumslehrperson DZ, ETH Zürich, Buchautor Einleitung Für die Leistungsbewertung ( Maxi- malkraftniveau) und die Trainings- steuerung wird in der Kraftdiagnostik mehrheitlich der 1-RM-Krafttest ge- nutzt und als Goldstandard zitiert. Neben der Leistungsbewertung wird auch die gewünschte Trainingsinten- sität als prozentuales Verhältnis zur Maximalkraftleistung berechnet. Da- bei wird davon ausgegangen, dass bei submaximalen Trainingsintensi- täten eine weitgehend lineare Bezie- hung zwischen 1-RM und maximal möglicher Wiederholungszahl besteht. Diese Korrelation präsentiert sich grafisch aber vielmehr «bogenför- mig-exponentiell» d. h., dass nach an- fänglicher Rechtsverschiebung ( ge- ringe Zunahme der Wiederholungen), diese mit abnehmender Belastungsin- tensität immer steiler in Richtung mehr Wiederholungen ansteigt (siehe Abb. 1). Allein aufgrund dieser Tatsache ist die Berechnung der gewünschten Trainings- intensität in prozentualer Abhängigkeit des 1-RM (= 100 %) nicht ausreichend zuverlässig. Die zu ermittelnden Wiederholungs- zahlen werden zudem in erheblichem Masse durch die Testübung selbst, die beanspruchte Muskelgruppe, das individuelle Maximal- kraftniveau, die sportartspezifisch bevorzugte Kraftbeanspru- chung und die Muskelfaserzusammensetzung beeinflusst. Dass die Testmethode des 1-RM im gesundheits- und fit- nessorientierten Krafttraining zudem nicht praktikabel ist, muss nicht weiter begründet werden. Eine nützliche Alternative zum 1-RM-Krafttest stellt die Bestimmung des Mehr-Wiederholungs- Maximums (MWM) dar. Von der Forschungsgruppe S. Gail et al. am Institut für Sportwissenschaft, Universität Augsburg (1), wur- de das 5-RM wissenschaftlich dem 1-RM gegenübergestellt. Der sehr hohe Zusammenhang zwischen 5-RM und 1-RM (r = 0,97; p < 0,001) belegt, dass das 5-RM als Indikator der Maximalkraft geeignet ist. Zudem weist das 5-RM eine deutlich geringere Streuung (CV 1 = 15,8 %) bezüglich der maximal möglichen Wie- derholungszahl im Vergleich zum 1-RM (CV = 36,2 %) auf. Wenn die maximal möglichen Wiederholungen (RM) bei einer Last von 90 % des 1-RM mit denen des 5-RM verglichen werden, streuen die Wiederholungszahlen beim 1-RM um 20,4 % wesentlich stärker. Für die Praxis bedeutet dies, dass nach Be- stimmung des 5-RM die rechnerische Festlegung der Trainings- intensitäten deutlich zuverlässiger ist als beim 1-RM. 1 Variationskoeffizient (= relatives Streuungsmass) Anzahl Wiederholungen 0 8 15 23 30 Belastungsintensität 10.950.90.850.80.750.7 FT1FT2/STA1STA2/ST1ST2 Abb. 1: Fasertypabhängige Beziehungen zwischen prozentualen Belastungs- intensitäten (x-Achse) und möglicher Wiederholungszahlen (y-Achse). Der Bereich zwischen FT1 (blau) und FT2 (rot) stellt den Range von minimaler und maximaler Wiederholungszahl bei überwiegendem Anteil an FT-Fasern dar; der Bereich zwischen STA1 (rot) und STA2 (grün) repräsentiert ein ausgeglichenes Verteilungsmuster von ST- und FT-Fasern; der Bereich zwischen ST1 (grün) und ST2 (violett) ist gültig für ein Verteilungsmuster mit überwiegendem Anteil an ST-Fasern (Geiger, 2020). 23Bewegungsmedizin – Nr. 9 / Juni 2021 Berufsbild: Aus- und Weiterbildung / Bewegungs- und Gesundheitsförderung 1. Eigenschaften der Muskelfasertypen und ihr Einfluss auf die Kraftentwicklung In der Einleitung wurde auf Einflussfaktoren hingewiesen, welche die interindividuellen Schwankungen der Wiederholungszahlen innerhalb der verschiedenen Belastungsintensitäten erklären; na- mentlich die prozentuale Zusammensetzung der Muskelfasern spielt dabei eine entscheidende Rolle. Die faserspezifischen Vor- aussetzungen basieren einerseits auf energetischen Aspekten wie Myoglobingehalt, Mitochondrienvolumen, enzymatischer Ausstattung, Kapillarisierung und auf neuronalen Aspekten wie Feuerrate (Impulsfrequenz und Amplitude) und Impulsmuster (kontinuierlich oder salvenartig). Bekanntlich werden die Muskelfasern vereinfacht in Typ I (slow-twitch, ST-Fasern) und Typ II (fast-twitch, FT-Fasern) unter- teilt; gelegentlich wird auch Typ IIc (intermediäre Fasern) erwähnt, der aber mit nur ca. 2 % einen unbedeutenden Anteil am Gesamt- spektrum hat. Bei genauerer Betrachtung stellt sich diese sehr vereinfachte Einteilung in ausschliesslich ST- und FT-Fasern als zu vereinfacht heraus. Das Faserspektrum ist vielmehr als Kontinuum zu verstehen, d. h. es besteht ein abgestufter Übergang von klei- nen ST-Fasern zu mittleren FT-oxidativen, mittelgrossen FT-oxi- dativen (syn.: Typ IIa), grossen FT-glykolytischen und sehr grossen FT-glykolytischen Fasern (syn.: Typ IIx). Nur so ist erklärbar, dass dynamisch unterschiedliche Kontraktionsformen in Bezug auf ihre Schnelligkeit (Kontraktionszeiten zwischen 25 und 150 ms) und Dauer ( Ermüdungsresistenz) fliessend ineinander überge- hen können. Mit der Grösseneinteilung ist die entsprechende «physische Dimension» der innervierenden Alpha-Motoneurone angesprochen, welche das EPSP (exzitatorisch postsynaptisches Potenzial 2 ) und damit den quantitativen und qualitativen Aspekt des aufsteigenden Rekrutierungsmusters (siehe Abb. 2) massge- blich beeinflusst. Unabhängig von den genannten Unterscheidungsmerkma- len entscheidet letztlich das Myosinfilament oder genauer dessen sog. MLC (Myosin Light Chains) und MHC (Myosin Heavy Chains). Das Motorprotein Myosin der Skelettmuskeln wird der Klasse II zugeordnet. Auf dem leichten Meromyosin (Schwanzteil) der ver- schiedenen Fasertypen sind zwei «langsame» und drei «schnelle» Proteine angeordnet, deren unterschiedliche Zusammensetzung die Kontraktionsschnelligkeit der Muskelfaser mitbestimmen. Auf dem schweren Meromyosin (Hals- und Kopfteil) haben insbeson- dere das MLC (essential und regulatory light chain) aufgrund ihrer hohen Calcium-Affinität über ihre Myosinmoleküle ebenfalls er- heblichen Einfluss auf die Kontraktionsgeschwindigkeit. Abb. 2: Darstellung des Rekrutierungsmusters gemäss aufsteigender Grössenordnung von STF (blau: klein), FTO (hellgrün: mittel, olivgrün: mit- telgross) und FTG (dunkelrot: gross, hellrot: sehr gross) bei langsam erfol- gendem Kraftaufbau bis zum Kraftmaximum (vgl. Test für WM). Beachte die verzögerte Innervation von den kleinsten zu den grössten motorischen Einheiten (ME). Die Summenkurve entspricht zu einem beliebigen Zeitpunkt der Kontraktion der Kraftsumme aller aktivierten ME (Geiger, 2016). 2 lokale, graduelle Änderung des Membranpotenzials an der postsynaptischen Membran von Nervenzellen, die ein Aktionspotenzial im postsynaptischen Element auslöst Kra$-Zeit-Kurven bei bei langsamem Kra$ans3eg prozentualer Beitrag von 5 unterschiedlich grossen motorischen Einheiten prozentuale Beiträge zur Maximalkra4 zeitlicher Verlauf bis zur maximalen Konzentration SummenkurveFTG sehr gossFTG grossFTO mi3elgrossFTO mi3elSTF 24Bewegungsmedizin – Nr. 9 / Juni 2021 0 10 20 30 40 70 – 75%75 – 80%80 – 85%85 – 90%90 – 95%95 – 100% 1 3 5 8 18 26 1 2 3.5 5.5 11.5 18 1 1.5 2.5 3.5 6.5 11 FT-TypMixed-TypST-Typ Gewicht für 15 Wdh. Gewicht für 8 Wdh. 100 x Abb. 3: Das Säulendiagramm ist eine andere Darstellung der Datenreihe in Abb. 1 und zeigt den unterschiedlichen Verlauf der ansteigenden Wiederholungs- zahlen bei abnehmender Belastungsintensität (in 5-Prozent-Schritten) für 3 repräsentative Klassifizierungen betreffend Faserverteilung (FT-Typ: deutlich höherer Anteil an Typ-II-Fasern; Mixed Typ: etwa gleicher Anteil an Typ-I- und Typ-II-Fasern; ST-Typ: deutlich höherer Anteil an Typ-I-Fasern). (Geiger, 2020). Formel 1: Berechnung des prozentualen Verhältnisses von FT- und ST-Fasern Tab. 1: Der Prozentsatz (Resultat) erlaubt eine Einschätzung (vgl. Bewer- tung) der quantitativen Verteilung von Typ-I- und Typ- II-Muskelfasern. 2. Muskelfasertest Mit folgendem Muskelfasertest lässt sich annäherungsweise die individuelle Faserzusammensetzung abschätzen. Dazu wird die Gewichtsdifferenz zwischen den Wiederholungsbereichen 8-RM und 15-RM in ein prozentuales Verhältnis gesetzt, welches durch folgenden Quotienten ausgedrückt wird: Das Resultat (%) wird in Tabelle 1 einer Bewertung zugeordnet. Daraus lassen sich die optimalen Wiederholungszahlbereiche für die Verbesserung in einem bestimmten Trainingsbereich individu- eller einschätzen. ResultatBewertung > 89 %deutlich höherer Anteil an Typ-I-Muskelfasern > 87−89 %leicht höherer Anteil an Typ-I-Muskelfasern 81−87 %etwa gleiche Anteile an Typ-I- und Typ-II-Muskelfasern 76−81 %leicht höherer Anteil an Typ-II-Muskelfasern < 76 %deutlich höherer Anteil an Typ-II-Muskelfasern In Abb. 3 sind Intensitätsbereiche zwischen 70 % und 100 % des Gewichtsmaximums und dazu durchschnittliche Wieder- holungsmaxima für die drei Kategorien von Muskelfasertypen dargestellt. 25Bewegungsmedizin – Nr. 9 / Juni 2021 26 3. Trainingskonsequenzen der Fasertypisierung Wenn nach der Formel 1 eine Einschätzung des Muskelfasertypus vorgenommen wurde, kann in Anlehnung an den in Abb. 2 cha- rakterisierten Zusammenhang von Belastungsintensität und möglichem Wiederholungsbereich eine typenspezifische Trai- ningsvorgabe abgeleitet werden. Trotz dieser nachgewiesenen strukturellen Gesetzmässigkeit sollte nicht schlussgefolgert wer- den, dass es die eine perfekte Anzahl Wiederholungen gibt. Um das gesamte muskuläre Kraftpotenzial der Muskulatur optimal entwickeln zu können, ist es erforderlich, die unterschiedlichen Reizspezifikationen der verschiedenen Fasertypen zu berück- sichtigen. Für das übergeordnete Trainingsziel der Muskelhyper- trophie ist es deshalb zielführend, beide Fasertypen gleicher- massen anzusprechen. Dazu braucht es wie erwähnt eine unter schiedliche Anzahl an Wiederholungen. Die Hauptausprägungen der Kraft sind im Allgemeinen über die Merkmale intramuskuläre Koordination (IMK), Muskel- querschnitt (Hypertrophie) und Kraftausdauer definiert. Übli- cherweise werden daran feste Wiederholungsbereiche gekoppelt. (7)-5-1 Wiederholung für IMK ( Intensive Rekrutierung I, II und III), (6)-8-12 Wiederholungen für Hypertrophietraining und 15-20-30 Wiederholungen für intensive und extensive Kraftausdauer. Aufgrund der unterschiedlichen fasertypischen Eigen- schaften ist es aber erforderlich, alle drei Intensitätsbereiche periodisiert für eine optimalen Entwicklung des Gesamtmuskel- potenzials zu nutzen (siehe Tab. 2). 4. Muskelpotenzial vs. strukturelle bzw. funktionelle Spezialisierung Im Gegensatz zum pyramidenartigen Trainingsaufbau mit dem Ziel, die maximale Muskelstärke zu entwickeln, wird durch die auf die beiden Fasertypen bezogene Periodisierung versucht, das Potenzial der gesamten Muskulatur optimal herauszubilden; da- mit sollte erreicht werden, dass die Verbesserung der Kraft nicht einseitig auf primär funktioneller (u. a. intramuskuläre Koordina- tion) oder struktureller Adaptation (u. a. Muskelfaserquerschnitt) basiert. Eine Leistungskontrolle nach einem abgeschlossenen Gesamtzyklus (Periode A, B und C) gemäss Formel 1 (Muskelfa- sertest) kann über die Tendenz der Verbesserung des Leistungs- potenzials Aufschluss geben. Weil grundsätzlich keine allgemeingültige Aussage betref- fend die perfekte Anzahl an Wiederholungen gemacht werden kann, sind sowohl die numerischen Angaben zur Dauer der Trai- ningsperioden als auch zur Anzahl Wiederholungen entspre- chend den drei Fasertypen als Richtwerte zu verstehen. Krafttrainingsmethode zur Entwicklung des Gesamtleistungspotenzials Muskelstärke ( Unterstützung für den Muskelaufbau) Hypertrophie für FT-Fasern Hypertrophie für ST-Fasern Trainingsperioden fasertypspezifisch Periode CPeriode BPeriode A Dauer der Trainingsperioden3 Wochen3-4 Wochen4 Wochen Fast-twitch Typ1–3 Wdh. 4–5 Wdh. 6–12 Wdh. Mixed Typ3–5 Wdh. 6–12 Wdh. 13–20 Wdh. Slow-twitch Typ6–8 Wdh. 13–15 Wdh. 21–30 Wdh. Tab. 2: Trainingskonzept zur Entwicklung des muskulären Gesamtleistungspotenzials unter Berücksichtigung des Muskelfasertypus. Der Trainingsprozess versteht sich als fortlaufender Zyklus zwischen Periode A, Periode B und Periode C. Berufsbild: Aus- und Weiterbildung / Bewegungs- und GesundheitsförderungBewegungsmedizin – Nr. 9 / Juni 2021 Schlussfolgerungen • Der Krafttest 1-RM ist für die Festlegung der Trainings- intensität in der Praxis fehleranfällig, weil kein linearer Zusammenhang zwischen 1-RM und dem WM bei submaximalen Trainingsintensitäten besteht und die Streuung bezüglich ihrer maximal möglichen Wieder- holungen sehr gross ist. • Wissenschaftlich wurde der Nachweis erbracht, dass das 5-RM im Vergleich zum 1-RM eine zuverlässigere Festlegung der Trainingsintensität erlaubt. • Es gibt nicht eine allgemeingültige und genau vordefi- nierte Anzahl Wiederholungen für ein Trainingsziel im Krafttraining. • Mit einem Muskelfasertest ist es möglich, die Wiederho- lungszahlen bedarfsweise in Bezug auf den Normbereich nach oben (bei ST-Dominanz) oder nach unten (bei FT- Dominanz) anzupassen. • Die Durchführung eines Muskelfasertests für Einzel- muskeln ist nicht sinnvoll, weil an einer mehrgelenkigen Trainingsübung mehrere Muskeln mit unterschiedlichem Faserspektrum beteiligt sind. • Der Muskelfasertest bildet − bezogen auf eine Trainings- übung − das «durchschnittliche Faserspektrum» aller beteiligten Muskeln ab und kann trainingssteuernd eingesetzt werden. • Für das Trainingsziel «Hypertrophie» ist es sinnvoll, beide Fasertypen spezifisch mit unterschiedlichen Wiederholungszahlen anzusprechen. • Beim Typ-II können eher weniger Sätze pro Muskel- (-gruppe) und Trainingseinheit empfohlen werden. • Beim Typ-I können eher mehr Sätze pro Muskel(-gruppe) und Trainingseinheit empfohlen werden. Literatur 1 Gail S., Validität eines 5-RM Krafttests im Gesundheits- und Fitnesssport. Schweizerische Zeitschrift für Sportmedizin und Sporttraumatologie 65 (3), 2015. 2 Toigo M., MuskelRevolution. Springer Spektrum, 2015. 3 Geiger U., Therapie funktioneller Dysbalancen mit Kleingeräten. Urban & Fischer, 2016. 4 Laube W., Sensomotorisches System. Thieme Verlag, 2009. 5 Bant H., Sportphysiotherapie. Thieme Verlag, 2011. 6 Unsöld W., Muskelfasertest. YPSI Your Personal Strength Institute, Stuttgart. 7 Freiwald J., Optimales Krafttraining. Sport-Rehabilitation-Prävention, Spitta Verlag, 2016 8 Froböse I., Leistung messen und steigern. Gräfe und Unzer, 2018 • In Bezug auf Hypertrophieeffekte und Kraftzuwachsrate unterscheiden sich FT- und ST-dominante Faserverteilung deutlich. • Eine FT-dominante Faserverteilung führt zu schnelleren Kraftzuwachsraten und grösseren Hypertrophieeffekten; damit steigt auch das Risiko von Überlastungen am passiven Bewegungsapparat. • Eine ST-dominante Faserverteilung bedingt langsamere Kraftzuwachsraten und geringere Hypertrophieeffekte; die Kraft der ST-Fasern lässt sich dennoch erheblich steigern. • Um die Wirksamkeit des Krafttrainings im Allgemeinen und die strukturelle Ausprägung der Adaptation im Speziellen quantifizieren zu können, sind regelmässige 5-RM-Krafttests nach jeder Periode (C, B, A) zu empfehlen. 27Bewegungsmedizin – Nr. 9 / Juni 2021 Ausserordentliche Praxistage 2021 für angehende Fachleute Bewegungs- und Gesundheitsförderung Berufsbild: Aus- und Weiterbildung / Bewegungs- und Gesundheitsförderung Die durch die Zwangsschliessung verursachte Lücke in der betrieblichen Bildung konnte mit den «ausser- ordentlichen Praxistagen» gut abge- fangen werden.Bewegungsmedizin – Nr. 9 / Juni 2021 29 Eine Pandemie, die die ganze Welt und auch die Schweiz schwer getroffen hat, hat unsere Branche wie viele andere auch auf eine Weise touchiert, die man nicht automatisch und zuerst im Fokus hatte. Grosse Sorgen machten die Berufsverbote, die Zwangsschliessungen und das Lahmlegen sämtlicher Gesundheitscenter. Bei all den Sorgen rund um die Corona- Pandemie ging etwas fast vergessen: Unsere jungen Lernenden hatten von ei- nem Tag auf den anderen keine betriebli- che Bildung mehr. Lernende, die die gan- ze Woche zu Hause sassen, jegliche Tagesstruktur verloren und sich zaghaft fragten, welche Konsequenzen dies für ihre Berufslehre, ihre betriebliche Bildung wohl haben könnte … Anfangs Dezember 2020 meldete sich das schweizerische Taskforce-Team des Bildungsbereiches bei der OdA Bewe- gung und Gesundheit, respektive bei uns Chefexpert*innen, und bot uns finanzielle Hilfe für unsere Lernenden, wenn wir diese in ausserordentlichen Formaten bei ihrer betrieblichen Bildung unterstützten. In der Beratung zwischen den Chefexpert*innen von Ro- mandie, Tessin und Deutschschweiz war sofort klar, dass wir un- sere Kräfte bündeln mussten und ganz zuerst die Lehrabgänger von einem ausserordentlichen Format profitieren lassen sollten. In einer Nacht- und Nebelaktion wurde ein zweitägiger Vorbereitungskurs zur praktischen Prüfung in drei Landesspra- chen geplant. Dazu haben sich innert Kürze um die sechzig Ex- perten und Expertinnen zur Verfügung gestellt, diese zwei Pra- xistage zu begleiten und mitzugestalten. Einmal mehr stellten wir fest, dass dies in keiner anderen Branche möglich wäre! Insgesamt trainierten in der ganzen Schweiz sechzehn Tage lang junge Lernende auf ihre Abschlussprüfung. Vier Gesundheitscenter – eines in Neuchâtel, eines in Luga- no, das David Gym in Zürich und das Well come Fit in Dietlikon wurden aus dem «Schliessungsschlaf» aufgeweckt. Sie haben ihre Heizungen hochgefahren und boten uns wunderbare Ausbil- dungsstätten. Herzlichen Dank! Während zwei Tagen wurden die Lernenden noch einmal richtig trainiert auf ihre praktische Abschlussprüfung. Am ersten Tag wurden Workshops zu allen Themen ange- boten, die an der individuellen praktischen Prüfung geprüft wur- den. Es konnten Wissenslücken geschlossen und Fragen gestellt werden, und noch einmal wurde dieser «verdammte» Achterbo- gen, Teil der Bewegungsstunde, auseinandergenommen. Am zweiten Tag fand eine Prüfungssimulation statt. Das heisst, die Teilnehmenden konnten erleben, wie die praktische Prüfung ablaufen würde, mit einem Expertenteam im Rücken und Schauspielerinnen und Schauspielern als Kunden. Dann gab es aber auch noch den Seitenwechsel. Jeder Lernende war auch ein- mal Experte und gab zum Schluss sein Feedback ab. Diesen Rol- lenwechsel fanden viele Lernende sehr interessant und wir Ex- pert*innen waren zum Teil richtig verblüfft, wie präzise die angehenden Berufsleute bereits beurteilen konnten. Dank der beherzten Hilfe von Seiten der Expert*innen und der Centerbesitzer*innen und nicht zuletzt dank der schnellen ge- samtschweizerischen Koordination wurden diese Tage ein voller Erfolg. Es bedanken sich die Chefexpert*innen Alessandro Prini / Grégory Löffel / Irene Berger Irene Berger, PrüfungsleiterinNext >